Prospektionen und Beobachtungen von Erdarbeiten
Der Bau einer Rigole in der Brandenburger Straße in Hameln-Tündern (FStNr. 37) wurde durch die KASL begleitet. Dabei konnten neben neuzeitlichen Lesefunden auch vereinzelte vor- und frühgeschichtliche Keramikfragmente festgestellt werden. Bereits im vergangenen Jahr wurden auf demselben Grundstück die Erdarbeiten für den Bau des Wohnhauses begleitet und es konnten neuzeitliche Scherben dokumentiert werden.
Bei Bauarbeiten für eine Spielanlage in Rintelns Altstadt (FStNr. 119), nördlich des Museums, wurde ein mit Sandstein gefasster Brunnen entdeckt (Innendurchmesser 1,34 m). Nach Hinweis durch Dr. Stefan Meyer dokumentierte die Kommunalarchäologie die Fundstelle. Aus den oberen 18 cm der Brunnenverfüllung konnte eine Reihe neuzeitlicher Funde geborgen werden, darunter zwei Tonpfeifenköpfe aus der Zeit um 1775-1815 und eine Scherbe kobaltblau und mangangrot bemalten Westerwälder Steinzeugs.
Links und Mitte: Funde aus der Brunnenverfüllung, Wandfragment Westerwälder Steinzeug (links); zwei Tonpfeifenköpfe (Mitte); rechts: Brunnen mit fundreicher Verfüllung.
Bei der Überwachung von Erdarbeiten für den Bau zweier Wohnhäuser am Benjesweg in Drakenburg, konnte die Kommunalarchäologie mittelalterliche Graue Irdenware als Lesefunde bergen. Bereits bei der nicht begleiteten Erschließung des Neubaugebietes war nach Überprüfung der Abraummieten und der abgeschobenen Fläche durch die Ehrenamtlichen Sondengänger H. Hoffmann und H. Beneke mittelalterlich-neuzeitliches Fundmaterial entdeckt worden (Drakenburg FStNr. 57).
Mitte Mai begleitete die Kommunalarchäologie an zwei Tagen die Erdarbeiten für den Neubau eines Wohnhauses in der Hamelner Altstadt (FStNr. 251), an dessen Stelle zuvor ein Fachwerkhaus aus dem 18. Jh. mit einem Keller stand, das auf Grund zu hoher Renovierungskosten abgerissen wurde. Dabei wurde neben zahlreichen Fragmenten neuzeitlicher Keramik (17.–19. Jh.) ein Kniedelstein, ein Vorgänger unserer Bügeleisen, gefunden. Zudem konnte ein aufschlussreiches Geoprofil erstellt werden, in dem zwei Brandschuttschichten hervorstanden.
Dank einer Meldung von R. Reimann konnte bei einer Kontrolle vor Ort im Bereich einer frisch ausgekofferten Zuwegung in Horsten (Bad Nenndorf) festgestellt werden, dass sich die Fundstreuung der bekannten Fundstelle Horsten 9 (Ausgrabung der KASL zum Tag des Offenen Denkmals 2022) etwa 30 m weiter nach Norden erweitert. Es wurden mehrere Fragmente frühgeschichtlicher Keramik gesichert.
Maßnahmen ohne Funde und Befunde
Am 2. Mai begleitete die KASL die Erdarbeiten für einen Anbau an die OBS Marklohe. Am selben Tag fand eine bauvorgreifende Baggersondage für den Neubau einer Feuerwehr in Linsburg statt. Beide Maßnahmen erbrachten weder relevante Funde noch Befunde. Die Begleitung der Erdarbeiten für ein Wohnhaus mit Garage an der Alten Heerstraße in Hameln-Rohrsen am 3. Mai blieb ebenfalls ohne relevante archäologische Informationen. Am 22. Mai begleitete die KASL die Erdarbeiten für ein Einfamilienhaus in Auhagen. Dabei konnte lediglich neuzeitliche Keramik innerhalb des Oberbodens festgestellt werden. Am 25. Mai begleitete der Beauftragte für die Bodendenkmalpflege der Stadt Nienburg, R. Rodenberg, zusammen mit H. Beneke, den Oberbodenabtrag für den Bau eines landwirtschaftlichen Betriebsgebäudes in Nienburg-Holtorf, ohne archäologische Funde oder Fundzusammenhänge feststellen zu können.
Ausgrabungen
Die Ausgrabung in Leese (FStNr. 207), durchgeführt von Archäologische Dienstleistungen Blanck, konnte Anfang des Monats Mai ein vollständig erhaltenes Tongefäß dokumentieren. Da in unmittelbarer Nähe Leichenbrand gefunden wurde, entschloss man sich zu einer Blockbergung der mutmaßlichen Urne.
Neuerscheinungen
Daniel Lau, Stolzenau und Umgebung in der Ur- und Frühgeschichte. Hrsg. Bürger- und Heimatverein e.V. „Wir Stolzenauer“ (Stolzenau 2023).
Daniel Lau/Katharina Kellner, Archäologie. Schaumburger Landschaft. Jahresbericht 2022, 2023, 65–70.
Urkundenbuch der Stadt Rinteln. Die mittelalterlichen Urkunden 1235–1500. Hrsg. und bearbeitet von H. Höing nach Vorarbeiten von H. Kümper. Schaumburger Studien 79 (Göttingen 2023).
Veranstaltungen
Die Grabungstechnikerin nahm am 8. Mai in Hannover an der Verleihung des Studienpreises für Denkmalpflege und Archäologie der Niedersächsischen Sparkassen-Stiftung und VGH-Stiftung teil.
Sonstiges
Am 4. Mai erreichte ein Paket die Kommunalarchäologie mit einem Flohmarktankauf: Patrick Tarner, der an der Universität Münster seine Dissertation zu spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Feuerwaffen schreibt, wurde auf ein kleines Konvolut Funde aufmerksam, das angeblich von der Schlacht von Hastenbeck (26. Juli 1757) stammt. Es handelt sich um drei eiserne Beile, zwei Kerzennäpfe für einen barocken Lüster und um einen vollständig erhaltenen eisernen Krähenfuß. Die Funde passen sehr gut in das Milieu des 18. Jahrhunderts. Leider bleiben die Fundstelle und die genauen Fundumstände unbekannt. Die Objekte sind allerdings fachgerecht restauriert worden.