Prospektionen und Beobachtungen von Erdarbeiten
Am 5. und 6. Juni begleitete die KASL den Oberbodenabtrag für jeweils ein Wohnhaus in der Erweiterung des Riesackwegs (Annemarie-Renger-Weg) in Hameln (FstNr. 250). Dabei konnten neuzeitliche Fragmente aus Keramik als Lesefunde geborgen werden und ergänzen die Beobachtungen der Baubegleitungen aus dem April.
Die KASL begleitete bauvorbereitend drei Baggersondagen für den Bau einer landwirtschaftlichen Nutzhalle in Uchte-Woltringhausen (FStNr. 26). Aus der näheren Umgebung des Plangebietes sind mehrere Grabhügel und auch Brandbestattungen bekannt. Bei der Untersuchung konnte aber lediglich eine Wandscherbe urgeschichtlicher Machart und einige kleinere Silices, darunter ein unretuschiertes Klingenfragment festgestellt werden. Drei nur wenige zentimeterstark resterhaltene Gruben bleiben aufgrund der unspezifischen Silexfunde (Trümmer, Absplisse) undatiert.
Auf dem Bauernbrink in Rinteln-Westendorf begleitete die KASL am 8. Juni den Oberbodenabtrag für den Bau eines Wohnhauses. Als Funde konnten ein neuzeitliches braunengobierts Steinzeuggefäß (wohl 19./20. Jh.) und ein preußischer Kupferpfennig von 1864 geborgen werden (Westendorf FStNr. 9). Das Gefäß, das aufrechtstehend im Boden vorgefunden wurde, wurde trotz deutlichen Hinweises auf den Fund vom Baggerfahrer vorsätzlich zerstört, so dass nur noch einige Scherben gerettet werden konnten.
In Drakenburg (FStNr. 57) begleitete die KASL erneut den Oberbodenabtrag für zwei Wohnhäuser im Benjesweg. Es fanden sich nur wenige relevante archäologische Funde (darunter eine Wandscherbe der harten Grauware aus dem späten Mittelalter/der frühen Neuzeit), jedoch eine holzkohlehaltige schwarz-graue Grube mit stark ausgewaschenen Rändern.
Eine Begehung zweier mit Mais bewachsener Ackerflächen in Krankenhagen (FStNr. 35) erbrachte den Nachweis einer prähistorischen Fundstelle. Als Lesefunde konnten auf der gut abgeregneten Oberfläche aufgesammelt werden: zwei rundliche Feuersteinkratzer mit steiler Kantenretusche, eine keramische Wandscherbe, die vermutlich einem eisenzeitlichen Rauhtopf zuzuordnen ist, und weitere Silexabschläge.
Am 19. Juni begleitete die KASL Baggesondagen für den Neubau eines EDEKA in Lauenau (FStNr. 18). Dabei kamen in stark vergleytem Boden nur wenige neuzeitliche Scherben zum Vorschein.
Die Begleitung der Erschließungsstraßen für ein Neubaugebiet in Stadthagen-Enzen, unter Beteiligung Ehrenamtlicher brachte, einige Fragmente ur- und frühgeschichtlicher Keramik und ansonsten neuzeitliche Funde zu Tage. Fundzusammenhänge konnten bislang nicht beobachtet werden. Das Plangebiet gilt als archäologische Verdachtsfläche, da hier 2015 ein mittelalterlicher Schreibgriffel bei einer Begehung mit der Metallsonde entdeckt wurde (Enzen FStNr. 3).
Maßnahmen ohne Funde und Befunde
Der Neubau der 380-kV-Leitung Stade – Landesbergen (Abschnitt 7) wurde auch im Juni durch die Firma ArchaeoFirm begleitet.
Die Begleitung der Glasfaserkabelverlegung in Rodenberg durch die archäologischen Fachfirmen ArchON und ArchaeoFirm wurde im Juni fortgesetzt.
Die Kontrolle einer weiteren Baustelle für den Bau einer Rigole in Drakenburg im Benjesweg erbrachte keine neuen Funde. Die Beobachtung von Erdarbeiten für ein Wohnhaus am Kirchturmweg in Rinteln durch die Firma Joachim Schween erbrachte ebenfalls keine Funde oder Befunde.
Die von der KASL begleiteten Erdarbeiten für den Bau von Garagen für eine Kfz-Werkstatt in Hameln-Afferde verblieben auch in einer Tiefe von 60 cm unter der GOK in einem mit modernen Bauschutt vermischten Boden, so dass keine relevanten archäologischen Funde oder Befunde beobachtet werden konnten.
Ausgrabungen
Vom 12.–14. Juni fanden archäologische Voruntersuchungen für den Bau einer neuen Halle, westlich der Firma Stüken in Rinteln (FStNr. 73), statt. Die Arbeiten, in Form mehrerer Sondagegräben, begleitete Archäologische Dienstleistungen Blanck. Anlässlich des Erweiterungsbaus (Halle 2) für eine Industriehalle der Firma Stüken wurde bauvorbereitend das Plangebiet im Herbst 2022 westlich der Bestandshalle intensiv mit der Metallsonde prospektiert. Zuletzt fanden sich Reste von Brandbestattungen beim Bau der aktuell genutzten Halle im Jahr 2011. Eine Wandscherbe ur- und frühgeschichtlicher Keramik konnte zudem 2017 bei einer baubegleitenden Untersuchung am Südrand des Werksgeländes festgestellt werden.
Der hauptsächliche Fundniederschlag der aktuellen Geländebegehung datiert in das 18.–20. Jahrhundert. Einige Fragmente einer handaufgebauten, gesteinsgrusgemagerten und uneinheitlich gebrannten Irdenware lassen sich nur allgemein in die Vor- und Frühgeschichte datieren, ebenso eine Reihe von Abschlägen und Klingen aus Feuerstein. Ein Denarfragment (etwa 1/4 erhalten) lag im Feuer, auf der Vorderseite ist noch ein Hinterkopf erkennbar, die Rückseite zeigt Beine einer stehenden Person, so dass der Denar allgemein in die römische Kaiserzeit datiert werden kann.
Von einem hochmittelalterlichen Schreibgriffel der Harzer Gruppe stammt das Kopffragment (L. 4,2 cm) mit geballter Faust und dreifacher, querstreifenverzierter kubischer Profilierung.
Die aktuellen Sondagen erbrachten weitere Funde aus dem Mittelalter und der Neuzeit, jedoch ohne Bodenbefunde dokumentieren zu können. Als besonderer Einzelfund ist ein vollständig erhaltenes und überschliffenes, dünnblattiges Feuersteinrechteckbeil der Einzelgrabkultur zu nennen.
Die im November 2022 begonnenen Ausgrabungen einer Siedlungsstelle der vorrömischen Eisenzeit/römischen Kaiserzeit in Leese (FStNr. 207)(Kampstraße/Tiefenriede) sind im Juni abgeschlossen worden. Im zukünftigen Neubaugebiet konnten über 300 Bodenbefunde und zahlreiche Keramikfunde dokumentiert werden.
Die Trassen für die Erdkabel für das neu gebaute Umspannwerk in Mehringen/Ubbendorf, nördlich von Hoya, begleitete die Firma denkmal3D GmbH. Dabei konnten vereinzelt Funde urgeschichtlicher Keramik aufgesammelt werden (Mehringen FStNr. 7). Etwas weiter westlich der dieser Fundstelle konnten gegen Ende des Monats mehrere Dutzend Siedlungsgruben der römischen Kaiserzeit festgestellt werden (Mehringen FStNr. 8).
Die Grabungsfirma ArchaeoFirm führte im Juni Baggersondagen in Huddestorf (FStNr. 32) durch, um ein zukünftiges Sandabbaugebiet, das nach vorangegangener Feldbegehung als archäologische Verdachtsfläche galt, zu beproben. Dabei konnten vor allem im mittleren Bereich des Plangebietes Siedlungsspuren der Eisenzeit festgestellt werden. Die Flächen zwischen den Sondagen werden in einem nächsten Schritt ebenfalls geöffnet und die Ausdehnung der Fundstelle überprüft.
Neuerscheinungen
Am 28.06. veröffentlichte die Kommunalarchäologie die Chronik der Münzen, Medaillen und Münzgewichte 2022 in PDF-Format, die online eingesehen und heruntergeladen werden kann.
Veranstaltungen
Die Ausstellung „Auf Sand gebaut – von Sand begraben“ des Vereins RAUZWI – Lebendige Archäologie Mittelweser, wurde am 10. Juni wiedereröffnet und ist jetzt in der Langen Straße 50 in Liebenau zu sehen.
Sonstiges
Es fanden vier Erstgespräche für Sondengänger*innen statt und an Praxiskursen für die Prospektion mit der Metallsonde nahm in Gandesbergen eine Person teil.
Die KASL finanzierte zwei C14-Datierungen aus der Ausgrabung an den Führsegärten in Erichshagen (FStNr. 91), die Klaus Gerken 2018 durchgeführt hat und bei der er nach ersten Grabungen 2014 eine mehrphasige Siedlung nachweisen konnte. Die neuen Daten stammen aus der Zeit kurz nach 2000 v. Chr. und belegen damit eine Nutzung der Fläche im ausgehenden Neolithikum, bzw. am Übergang zur Frühbronzezeit.