Die KASL im April 2023

Prospektionen und Beobachtungen von Erdarbeiten

Am 3., 5. und 17. April begleitete die KASL den Oberbodenabtrag für jeweils ein Wohnhaus in der Erweiterung des Riesackwegs in Hameln (FstNr. 250). Dabei konnten neuzeitliche und Fragmente einer urgeschichtlichen Keramik sowie eine am Ende (distal) abgebrochene Feuersteinklinge und eine mittelsteinzeitliche Dreiecksspitze aus Silex als Lesefunde geborgen werden.

Am 3. April überwachte der ehrenamtliche Sondengänger und zukünftige Beauftragte für die Bodendenkmalpflege des Nordkreises Nienburg (H. Beneke) die Erdarbeiten für die Fundamentierung eines Wohnhauses in Gandesbergen (FStNr. 31). Das für den Spargelanbau tiefgepflügte Plangebiet erbrachte nur einige neuzeitliche Metallfunde: Eine weitgehend vollständige, industriell hergestellte Sargschraube aus der Mitte des 19./20. Jh., eine Geschosskugel für einen Vorderlader und zwei Metallknöpfe.

Am 4. April prospektiere die KASL zusammen mit H. Beneke ein Plangebiet am Südring in Nienburg (FStNr. 214). Das Plangebiet wurde nachweislich der Preußischen Landesaufnahme (spätes 19. Jh.) von Nordwest nach Südost durch einen alten Weg gequert, der heute nicht mehr im Gelände sichtbar ist. Aus diesem Bereich stammen auch einige Metallfunde des 18.–20. Jh. Zudem fand sich ein verbrannter Feuersteintrümmer in einem Maulwurfshaufen – der Fund steht möglicherweise in Verbindung zu einer wenige Dutzend Meter westlich gelegenen jungsteinzeitlichen Fundstelle (Nienburg FstNr. 50), dort wurde 1992 bei der Verlegung einer Trinkwasserleitung verzierte Keramik der ausgehenden Jungsteinzeit entdeckt.  

Am 18. April wurde der Oberbodenabtrag für den Bau eines Wohnhauses am Mühlenweg in Bückeburg-Achum begleitet. Hier konnten die Fundamente eines Wohnhauses freigelegt werden, das auf der Preußischen Landesaufnahme (um 1890) bereits verzeichnet war und in den 1980er Jahren einem Brand zum Opfer gefallen ist. Eine Abfallgrube enthielt zahlreiches Fundmaterial aus dem 19./20. Jahrhundert.

In Bücken-Calle (Calle FStNr. 44) begleitete die KASL die Erdarbeiten für den Bau einer Kartoffelhalle. Hier wurden zwei 4 m breite Sondagen im Bereich der Streifenfundamente untersucht. In einer der Sondagen konnte isoliert eine große Abfallgrube mit vorgeschichtlicher Keramik festgestellt werden. Unterstützt wurde die KASL durch H. Beneke.

Eine mehrphasig verfüllte Grube aus Bücken-Calle (FstNr. 44) enthielt Fragmente vor- und frühgeschichtlicher Keramik.

Die Begleitung der Glasfaserkabelverlegung in Rodenberg (FStNr. 43) durch die archäologischen Fachfirmen ArchON und ArchaeoFirm wurde im April fortgesetzt. Teilweise wurden bearbeitete Sandsteine und auch ungestörte Bodenbereiche angetroffen. Im Abschnitt Lange Straße 66–70 konnten Fragmente einer glasierten Keramik des 17./18. Jahrhunderts und Tierknochen geborgen werden.

Maßnahmen ohne Funde und Befunde

Im April begleitete die KASL für den Bau eines Gebäudes in der Schießanlage Bückeburg-Cammer den Oberbodenabtrag. Archäologische Dienstleistungen Blanck begleitete die Arbeiten für einen Fahrstuhlschacht Am Eisenhammer in Rinteln-Exten. Bei der Baubegleitung der Stromtrasse Stade-Landesbergen im Landkreis Nienburg durch ArchaeoFirm, sind im April keine Funde oder Bodenbefunde dokumentiert worden.

Ausgrabungen

Die Ausgrabung in Leese (FStNr. 207), durchgeführt von Archäologische Dienstleistungen Blanck, dauert an. Nach wie vor werden beim frischen Oberbodenabtrag Bodenbefunde aufgedeckt, die kartiert und dokumentiert werden müssen.

Auch die archäologische Begleitung der Sanierungsarbeiten im Gewölbekeller im Rathaus von Rehburg (FStNr. 12), durch Archäologische Dienstleistungen Blanck, wurde fortgesetzt. Mittlerweile liegen die dendrochronologischen Ergebnisse beprobter Bauhölzer vor:  Die beiden ältesten Proben sind aus Erlen gefertigt, die 1469 gefällt wurden. Zu diesem Zeitpunkt unterlag die Rehburg dem Pfand (bereits seit 1387) der Familie von Münchhausen, die nach urkundlicher Überlieferung die Rehburg 1577 als Witwensitz nutzten. Die übrigen Hölzer sind aus Buche, mit einem Fälldatum von 1734. Dieses Datum passt sehr gut zu der historischen Überlieferung, dass 1754 ein Fachwerkgebäude auf die Grundmauern der Burg gesetzt wurde, das später als Amts- und auch als Forsthaus diente und seit 1969 kommunaler Verwaltungssitz ist.

Am südlichen Ortsausgang von Leese begleitete Archäologische Dienstleistungen Blanck die Sanierungsarbeiten der Ortsdurchfahrt. Auf Höhe des Ortseingangsschilds wurde eine Siedlungsgrube der vorrömischen Eisenzeit/römischen Kaiserzeit festgestellt (FStNr. 238).

Die Erdarbeiten für ein Wohnhaus, unmittelbar östlich der Kirche in Drakenburg (FStNr. 58), brachten den Nachweis von über 40 Bodenbefunden aus dem Mittelalter und der Neuzeit, die zum Ende des Monats durch Archäologische Dienstleistungen Blanck dokumentiert wurden.

Die Kommunalarchäologie führte zusammen mit dem Heimatverein Rehburg zwei kleine Sondagen im nördlichen Innenbereich der Düsselburg (Rehburg FStNr. 2) durch. Ausgangspunkt bildeten Anomalien in einem im März 2018 erstellten Magnetogramm. Zwei 2 m breite und etwa 40 m lange Schnitte wurden geöffnet. Dabei konnte eine 5–15 cm starke Kulturschicht und eine Abfallgrube festgestellt werden. Das Fundspektrum reicht von der Mittelsteinzeit über die Eisenzeit bis hin zur frühen Neuzeit.

Auf der Radwegtrasse östlich der B61 bei Harrienstedt (FStNr. 10), nördlich der Landesgrenze und südlich Kreuzkrug, entdeckte Ronald Reimann, am 22. April, bei einer Kontrolle der Fläche eine vollständig erhaltene Fibel (Typ Alesia, augusteische Zeitstellung). Eine kurzfristig anberaumte Bergung führte zum Nachweis eines Brandschüttungsgrabes aus dem noch 165 g Leichenbrand und wenige Keramikfragmente geborgen werden konnten.

Fund einer Fibel vom Typ Alesia (um Christi Geburt) aus Raddestorf-Harrienstedt (FStNr. 10).

Neuerscheinungen

Heinz Dieter-Freese, Krater, Kreise, Ringe. Ein Luftbildflug am 29. Juni. FAN Post 2023. Mitteilungsblatt des Freundeskreises für Archäologie in Niedersachsen e.V., 26.

Ders., Die Ringgräben von Rodewald. Neue C14-Datierung 20 Jahre nach der Grabung. FAN Post 2023. Mitteilungsblatt des Freundeskreises für Archäologie in Niedersachsen e.V., 28.

Ders., 40 Jahre verschollen. Detektivarbeit führt auf die Spur der Sammlung Harms. FAN Post 2023. Mitteilungsblatt des Freundeskreises für Archäologie in Niedersachsen e.V., 50.

Daniel Lau/Katharina Kellner, Archäologische Fundchronik 2022 für den Landkreis Schaumburg. Schaumburg-Lippische Heimatblätter 2/2023, 4–19.

Stefan Mannchen, Ein Keller voller Scherben. Ein Handwerkerhaushalt der frühen Neuzeit aus Hameln FStNr. 231. FAN Post 2023. Mitteilungsblatt des Freundeskreises für Archäologie in Niedersachsen e.V., 39–40.

Ronald Reimann, Frühe Eisenverhüttung an der Mittelweser. Älteste Belege in den Gräbern des Urnenfriedhofes von Leese. FAN Post 2023. Mitteilungsblatt des Freundeskreises für Archäologie in Niedersachsen e.V., 35–37.

Ders., Über die Schulter geschaut. Bei der Zeichnerin Kati Benseler. FAN Post 2023. Mitteilungsblatt des Freundeskreises für Archäologie in Niedersachsen e.V., 41.

Gundula Tessendorf, Auf Sand gebaut – von Sand begraben. Eine archäologische Ausstellung in Liebenau. FAN Post 2023. Mitteilungsblatt des Freundeskreises für Archäologie in Niedersachsen e.V., 45.

Veranstaltungen

Am 15. April veranstalteten die Beauftragten für die Bodendenkmalpflege im Arbeitsgebiet der KASL den „Tag der Archäologie zwischen Hameln und Hoya“ im Quaet-Faslem Haus in Nienburg. Alle freien Plätze waren bereits vor Beginn der Veranstaltung ausgebucht.

Am 18. April hielt der Kommunalarchäologe auf Einladung der Historischen Gesellschaft zu Nienburg/Weser einen Vortrag über Archäologische Forschung im Gewerbegebiet von Marklohe-Lemke im Quaet-Faslem Haus in Nienburg.

Am 19. April nahm Grabungstechnikerin Katharina Kellner am Akteur*innentreffen für den Tag des Offenen Denkmals der Schaumburger Landschaft in Bückeburg teil.

Am 22. April nahm Grabungstechnikerin Katharina Kellner an der Mitgliederversammlung des Freundeskreis für Archäologie in Niedersachsen (FAN) in Hannover teil.

Sonstiges

Die Funde, die bei der Freilegung der Fundamentmauern der Synagoge in Hoya bereits 2021 gemacht wurden, konnten am 6. April der Interessengemeinschaft Synagoge Hoya überreicht werden, um in dem kleinen Museum an der Deichstraße der Öffentlichkeit präsentiert zu werden.

Es fanden acht Erstgespräche für Sondengänger*innen statt und an Praxiskursen für die Prospektion mit der Metallsonde nahmen in Meerbeck und Nienburg insgesamt vier Personen teil.

Neuer Beauftragter für die Bodendenkmalpflege der Stadt Nienbrug (Weser) ist Ralph Rodenberg, er folgt auf Erich Block, der sein Amt aus Altersgründen bereits im Herbst 2021 niedergelegt hatte. Aus beruflichen Gründen legt Michael Weber sein Amt als Beauftragter für den Landkreis Schaumburg zum Ende des Monats nieder.