Kulturpreis Landkreis Schaumburg

Camillo Ritter wird mit dem Kulturpreis 2023 Bildende Kunst des Landkreises Schaumburg ausgezeichnet.

(Foto: Paul Rutrecht)

Einstimmig hat die Jury den Kulturpreis des Landkreises Schaumburg, der in diesem Jahr für den Bereich Bildende Kunst zum Thema „Landschaft“ ausgeschrieben wurde, mit Camillo Ritter einem jungen Künstler zuerkannt, der in Schaumburg geboren und aufgewachsen ist.

Mit der Vergabe des Preises ehrt der Landkreis Schaumburg einen Kunstschaffenden, der die komplexe Beziehung von Mensch, Technik und Landschaft zeitaktuell in seinen künstlerischen Positionen verarbeitet. In seinen „malerischen Fotografien“ kombiniert Camillo Ritter ganz unterschiedliche, teils analoge, teils digitale Techniken und thematisiert auf diese Weise „Landschaft“ als einen in steter Wandlung befindlichen Lebens- und Erlebnisraum vielschichtig, mehrdimensional und multimedial.

Camillo Ritter hat seine Kindheit und Jugend in Messenkamp verbracht. Heute lebt er in Hamburg und Vasenthien (Wendland), ist aber nach wie vor eng mit dem Schaumburger Land verbunden. Das Masterstudium Bildende Kunst an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg (HFBK) hat er 2021 abgeschlossen. Seitdem ist er als freischaffender Künstler, Kurator und Filmemacher tätig. Ausstellungen von ihm waren bereits u.a. in Hamburg, Berlin und Reykjavik zu sehen.

„Landschaft“ ist für Camillo Ritter „Sehnsuchts- und Reibungsraum“ zugleich. Neben Keramikarbeiten und Installationen kommen in seinem künstlerischen Schaffen insbesondere Arbeiten zum Tragen, die mittels eines Scanners entstehen. Camillo Ritter greift während des Scanvorgangs sowie in einem komplexen Nachbearbeitungsprozess in die Bildentstehung ein, wobei biologische und technoide Realitätsfragmente sich in hybride Formen und amorphe Farbräume wandeln. In seinen Positionen geht Camillo Ritter davon aus, dass Identität ebenso wie Landschaft nicht konstant ist, sondern sich in Beziehungen zu Dingen und Umgebungen immer wieder neu justiert. In diesem Sinne fordern auch und gerade die Klimakrise und die Naturzerstörung das heimatliche Verhältnis zur Landschaft auf vielfältige Weise heraus.

Seit 25 Jahren vergibt der Landkreis Schaumburg in Zusammenarbeit mit der Schaumburger Landschaft in lockerer Folge einen Kulturpreis, um Kunst und Kultur in der Region zu fördern. Der Kulturpreis ist mit 5.000 Euro dotiert und wird von der Sparkasse Schaumburg unterstützt.
Der hochkarätigen Jury zum Bereich Bildende Kunst gehören der Direktor des Sprengel-Museums Hannover, Dr. Reinhard Spieler, die Malerin Julia Schmid (Hannover), die Installationskünstlerin Christine Schulz (Garbolzum/Berlin), der Kunstdidaktiker Peter Weber (Rinteln) und der international bekannte Kurator Thomas Weski (Berlin) an.

Die Preisverleihung findet am 28. September um 18:00 Uhr in der Kunstgalerie Zehntscheune in Stadthagen statt. In diesem Rahmen wird zudem die Ausstellung des Preisträgers Camillo Ritter eröffnet, die bis zum 12. November zu sehen sein wird. Die Preisverleihung und die Ausstellung werden dankenswerterweise von der Stiftung der Sparkasse Schaumburg finanziell unterstützt.

 

Arbeit „Big Surprise“ von Camillo Ritter

Tag des offenen Denkmals

Tag des offenen Denkmals

Gemeinsam mit den Eigentümern der Denkmale, der Stadt Bückeburg und vielen ehrenamtlich Mitwirkenden luden wir Sie am 10. September 2023 zum europaweit durchgeführten Tag des offenen Denkmals® nach Bückeburg und Umgebung ein.

Private Eigentümer, Denkmalpfleger, ehrenamtliche Helfer und engagierte Vereine, die sich der Erhaltung historischer Bauten und Stätten widmen, öffneten ihre Denkmale, die sonst nicht allgemein zugänglich sind oder trugen dazu bei, Bekanntes einmal anders zu sehen. An 22 beteiligten Denkmalen konnten Sie auf Spurensuche vergangener Jahrhunderte gehen.

So erinnerte die ehemalige Residenzstadt Bückeburg mit ihrem prächtigen Stadtbild an eine glanzvolle Vergangenheit. Doch nicht nur Schönheiten und Kostbarkeiten von Kulturdenkmalen wurden vor Augen geführt, zum Programm gehörten auch Führungen, Ausstellungen, Musik und Kulinarisches. Es war ein erlebnisreicher Tag, der bei schönstem Spätsommerwetter wieder Tausende Gäste anzog.

 

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Publikation Festschrift Küster

Sammelband der Schaumburger Landschaft und des LWL-Instituts für westfälische Regionalgeschichte beleuchtet die Bedeutung von Kurorten in der Region vom 18. bis zum 21. Jahrhundert.

Gesundheit, Unterhaltung, Erholung: Kurorte waren und sind seit dem 18. Jahrhundert wichtige gesellschaftliche Treffpunkte. In Kurorten wie Bad Nenndorf, Bad Eilsen, Bad Meinberg oder Ba-den-Baden begegneten sich seit dem 18. Jahrhundert Vorstellungen von Krankheit und Gesund-heit, von Exklusion und Inklusion, Wandel und Beharrungskraft, Freizeit und Arbeit, Luxus und Austerität. Bis heute sind Kurorte in ihrer jeweiligen Region wichtige Wirtschaftsfaktoren, Marker einer wechselvollen Tourismusgeschichte und Orte politischer Auseinandersetzung.

Der Tagungsband nimmt die gesellschaftlichen Voraussetzungen und Folgen dieser Geschichte in den Blick: Wie veränderten Gesundheitskonzepte und politische Bedingungen die Kurorte? Welche sozialen Deutungen wurden mit ihnen verknüpft? Wie strahlten sie auf ihr Umfeld aus? Welche Gruppen nahmen am Kurleben teil? Worin bestanden dessen Schattenseiten? Diese und weitere Fragen werden anhand ausgewählter Fallstudien aus Schaumburg, Westfalen, Lippe und weiteren Regionen in Deutschland und Europa untersucht.

Der Sammelband präsentiert in 18 Beiträgen die Ergebnisse der internationalen Tagung, die die Schaumburger Landschaft in Kooperation mit dem LWL-Institut für westfälische Regionalge-schichte, dem Historischen Seminar der Leibniz Universität Hannover und dem Niedersächsischen
Landesarchiv (NLA), Abteilung Bückeburg im September 2022 in der Wandelhalle in Bad Nenndorf organisiert hatte.

Das Buch zeigt, wie sehr Kurorte seit dem 18. Jahrhundert in ganz Europa vor allem ländliche Landschaften prägen. Mit ihren Kurparks und häufig klassizistischen Kurgebäuden verbinden sie Natur und Kultur und stehen für Urbanität und Repräsentativität im ländlichen Raum. Ein weiteres Ergebnis des Bandes ist die hohe wirtschaftliche Bedeutung von Kurorten. Kurorte waren und sind wichtige regionale Wirtschaftsstandorte – so auch im Schaumburger Land, in Lippe und in Westfa-len. Sie brachten Wirtschaftskraft in die Region und veränderten damit deren Image. Ebenso prä-gend für Kurorte sind zeitspezifische gesellschaftliche Vorstellungen von Gesundheit und Gesund-heitspolitik. Mehrere Beiträge des Bandes machen deutlich, wie stark sich Kurorte insbesondere im 20. Jahrhundert immer wieder wechselnden politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Konstellationen anpassen mussten. Bis heute stehen sie im Spannungsfeld von Rehabilitation und Prävention, Wellness und Tourismus und damit unter ständigem Veränderungsdruck. Damit gin-gen erhebliche soziale und gesellschaftliche Veränderungen vor Ort einher, die sich auf die media-len Repräsentationen der Kurorte ebenso auswirkten wie auf das regionale und lokale Selbstver-ständnis. Ein zentrales Ergebnis des Bandes ist zudem der Blick hinter die Kulissen: Denn Kurorte stehen nicht nur für Glanz und Glamour. Sie sind vielmehr als soziale Kaleidoskope anzusehen, weil hier Menschen aus ganz verschiedenen sozialen Schichten zusammentrafen und -treffen. Dies be-trifft nicht nur die Kurgäste, sondern in besonderem Maße auch die sogenannte „Hinterbühne“ der Kurorte, also jene Menschen, die im Kur-Alltag für diverse Arbeitsbereiche zuständig sind – vom Badearzt bis hin zur Küchenhilfe im Krankenhaus. Inklusionen, aber auch Exklusionen sind daher ebenfallsein wichtiges Thema des Bandes, das u.a. anhand des Bäderantisemitismus in der NS-Zeit dargestellt wird.

Kurz gesagt zeigt das Buch eindrucksvoll, dass Kurorte als Arenen des gesellschaftlichen Wandels in der Moderne zu verstehen sind. Die Nachwirkungen dieses Wandels, auch das machen die Auto-rinnen und Autoren des Bandes deutlich, beschäftigen uns noch heute.

Lu Seegers/Matthias Frese/Malte Thießen (Hg.), Kurorte in der Region. Gesellschaftliche Praxis, kulturelle Repräsentationen und Gesundheitskonzepte vom 18. bis 21. Jahrhundert (Kulturland-schaft Schaumburg; Bd. 29), Göttingen 2024, 430 S., 49 z.T. farb. Abb., geb., ISBN 978-3-8353-5564-4, 39 €.

 

 

Plattdeutscher Abend

„Die Welt op Platt“ – Entertainer Yared Dibaba zu Gast im
Lauenhäger Bauernhaus

Am 16. Februar gastierte Yared Dibaba, passionierter Plattdeutsch-Sprecher mit äthiopischen Wurzeln und deutschlandweit bekannter Entertainer, Moderator und Musiker auf Einladung der Schaumburger Landschaft im Lauenhäger Bauernhaus. 

Bereits Wochen zuvor war die Veranstaltung bis auf den letzten Platz ausverkauft, und schon eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn war das Lauenhäger Bauernhaus voll besetzt. Hartmut Ahrens, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Plattdeutsch der Schaumburger Landschaft, kündigte Yared Dibaba selbstverständlich auf Plattdeutsch an. Yared Dibaba präsentierte dann mehr als anderthalb Stunden sein Programm „Dibaba vertellt op Platt“, das ebenso witzig wie tiefgründig war. Yared Dibaba (54) wurde im Südwesten Äthiopiens im Oromo-Tal geboren. Sein Vater studierte in Deutschland, hier wurde die Familie, die vor dem Bürgerkrieg flüchtete, 1979 heimisch. Yared Dibaba, der bereits in Äthiopien eine deutsche Schule besucht hatte, lernte in Oldenburg schnell die plattdeutsche Sprache kennen und lieben. In intensiver Kommunikation mit dem Publikum, das immer wieder Tränen lachte, machte Dibaba deutlich, dass die plattdeutsche Sprache nicht nur im norddeutschen Raum, sondern gewissermaßen auf der ganzen Welt zuhause ist. So habe die plattdeutsche Sprache nicht nur das Englische (immerhin eine Weltsprache) stark beeinflusst, es sei auch eine Sprache der Migration, wie Yared Dibaba im Lauenhäger Bauernhaus feststellte. Als der Entertainer das Publikum fragte, wer in Lauenhagen geboren sei, standen nur zehn Personen auf. Auf die Frage, wer die plattdeutsche Sprache mag, erhoben sich hingegen alle 135 Besucherinnen und Besucher von den Plätzen. Yared Dibaba stellte daraufhin fest: „Wir haben vergessen, dass wir eine Familie sind. Wir sind alle Menschen“. In diesem Sinne verstehe er sich als „Entwicklungshelfer“ des Plattdeutschen, das mit seiner Leichtigkeit und seinem Witz verstehe, Menschen zusammenzuführen. Dazu seien eigentlich schon wenige Worte ausreichend: „Moin“, „Jo“ und „Nützt ja nix“ – das reiche aus, um eine vollständige Konversation zu führen. Yared Dibaba jedenfalls ist ein Meister der plattdeutschen Kommunikation, die mit Sprachwitz und viel Humor Gemeinsamkeit stiftet. Die Schaumburger Landschaft konnte die Veranstaltung mit Unterstützung des Landes Niedersachsen durchführen.

Foto Yared Dibaba, © Thomas Leidig

Plattdeutsche Sprachbastelmaterialien

Plattdeutsche Sprach-Bastelmaterialien

„Mi düssen Wüern kannste kürn“ – Das Schaumburger Platt kinderleicht erlernen mit den neuen Sprachmaterialien der Schaumburger Landschaft

Die Schaumburger Landschaft hat erstmals für das Vor- und Grundschulalter didaktische Materialien erstellt, mit denen die Kinder auf spielerische Art und Weise die plattdeutsche Sprache im Allgemeinen und das Schaumburger Platt im Besonderen erlernen können. Der Kunsthistoriker Dr. Oliver Glißmann hat die Idee gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Arbeitsgruppe Plattdeutsch der Schaumburger Landschaft, Pastor a.D. Hartmut Ahrens, der Realschullehrerin Elke Bock und der Illustratorin Agnieszka Jurek umgesetzt.

Anhand der Materialsammlung können die Kinder die plattdeutsche Sprache durch Spielen, Basteln, Kleben und Malen erlernen, angefangen von der Beschreibung der eigenen Person und Familie bis hin zu Hobbys, Flora und Fauna, Kochen und Backen. Daher lautet der Untertitel der Materialien auch: „Plattdeutsch taun moaken un öutprobeiern“. Enthalten sind zahlreiche Illustrationen, die die thematische Grundstruktur begleiten und für Kinder wichtige Lebensbereiche visualisieren: z.B. die Beschreibung der eigenen Person mit Sinneswahrnehmungen und Kleidung, die Themen Familie, Freunde und Haustiere; das Zuhause; Zahlen; Garten und Lebensmittel, Jahreszeiten und Monate, Wochentage und Uhrzeit; Reime, Sprichwörter, Geschichten, Witze und Rätsel.

Die Materialien, die kostenlos an interessierte Grundschulen und Kindergärten abgegeben werden, sind mit Unterstützung des Landes Niedersachsen im Isensee Verlag erschienen. Gegen eine Schutzgebühr von 2 Euro können weitere Interessierte die Sprachbastelmaterialien bei der Schaumburger Landschaft erhalten.